Seit 1974 spiele ich Gitarre. Meine erste Gitarre war eine Eko Ranger VI, eine günstige, wenn nicht sogar billige italienische Gitarre in Dreadnought Größe. Unser Sohn Michael hat die jetzt in Hannover stehen und spielt sie noch ab und zu. 1998 ergatterte ich eine günstige Martin DM, die ich vor vier Jahren verkaufte. Da fing ich nämlich an, intensiv Finger-Style zu spielen. Seit dem ich Gitarre spiele, picke ich die Saiten immer mal wieder mit den Nägeln der rechten Hand. Peinlich nur, wenn beim handwerklichen Arbeiten ein Nagel gebrochen ist. Okay, da ich keine öffentlichen Konzerte gebe, ist das kein großes Unglück. Aber nerven tut es doch. Und eine zeitlang hatte ich die Nägel schon ziemlich lang. Das war dann beim Pianospiel oder Tippen auf der Computertastatur hinderlich. Links waren die Nägel sowieso permanent fast auf Null runtergeschnitten. Sonst kann ich die Saiten nicht greifen. Links kurz, rechts lang. Mancher erkennt daran den geneigten Gitarristen. 😉
Da die rechten Nägel gelegentlich nervten, interessierte ich mich für Alternativen. Es gibt diverse Fingerpicks im Handel. Die probierte ich, verwarf sie doch schnell wieder, weil es leicht war, sie einfach wieder abzunehmen und wieder wie gewohnt zu spielen. Die besten waren die Atlas-Picks, für die man an der Zupfhand etwas längere Nägel braucht, weil die natürlichen Nägel die Atlas-Pick hielten. Ich will nicht näher drauf eingehen, weil ich auch die für immer verworfen habe. Sonst hätte ich Bilder hinzugefügt.
Neugierig wurde ich, als ich verschiedene Gitarristen sah und hörte, die Finger-Style mit den Fingerkuppen spielen. Z.B. Adam Rafferty. Der erzählte in einem Interview, dass er öfter einen Nagelbruch kurz vor einem Konzert hatte. Da musste er natürlich eine Maniküre aufsuchen, die ihm mit einer Verlängerung des gebrochenen Nagels half. Irgendwann half er sich langfristig selbst und gewöhnte sich die Fingernägel ab. Es dauerte eine Weile, in der er nicht so sauber spielen konnte. Aber irgendwann stellte er seinen Stil auf die neue nagellose Technik um und hatte nie wieder Probleme.
Warum erzähle ich das so ausführlich?
Das Thema Fingernägel hat mich lange beschäftigt. Ich habe sie sukzessive auf eine kürzestmögliche Länge runtergefeilt. Bei gut 1mm überm Nagelbettrand hörte die Kontrolle auf. Ich war überrascht, wie schnell ich mich an die kurzen Nägel gewöhnt hatte. Auch war so das Schreiben mit der Tastatur und das Piano Spielen viel angenehmer.
Dennoch fragte ich mich, ob ich es nicht doch mit blanken Fingerkuppen schaffen könnte, wirklich gut Finger-Style zu spielen. Ein weiterer Gitarrist fiel mir auf. David Munyon. Er spielte offenbar auch mit den Fingerkuppen. Mein Mut wuchs. Und Ende Januar packte es mich. Ich klippte die Nägel bis auf den Nagelbettrand runter.
Der erste Versuch, mit den Fingerkuppen zu zupfen, ließ mich entsetzen. Es ging fast gar nichts. Ich bereute meinen mutigen Schritt wieder. Das kommunizierte ich auch in einem Musikerforum. Einige Gitarristen aus dem Forum machten mir Mut, viel Geduld aufzubringen. Sie hätten es auch geschafft.
So machte ich weiter und bemühte die Kuppen. Es war wie Achterbahn. Mal ging es gut, mal weniger. Vor allem konnte ich manche Stücke fast gar nicht mehr spielen. So ließ ich die Nägel wieder wachsen.
Da ich das ganze Experiment im Musiker-Board diskutiert hatte, habe ich heute, sechs Wochen nach Beginn dort als für beendet erklärt.
Schreibe einen Kommentar