Schlagwort: Musik

  • Die Magie der Gitarrensaiten

    Die Magie der Gitarrensaiten

    Oder wie unterschiedlich Gitarren auf Saiten reagieren

    Ich spiele schon viele Jahre Gitarre, seit Anfang der 70er Jahre. Über die Saiten der Gitarre, die ja eine Schlüsselrolle spielt, hatte ich mir früher wenig Gedanken gemacht. Klar, auf die Western gehören Stahlsaiten, während die Classic Nylonsaiten braucht. Das waren die Basics, bei denen mein Wissen auch schon wieder aufhörte.

    Mit der Zeit sammelt sich dann auch mit der Erfahrung eine Menge Wissen und Sachkenntnis an. Und ich musste irgendwann noch differenzieren lernen, dass E-Gitarren-Saiten auf der akustischen Gitarre nichts zu suchen haben. Die klingen einfach nicht gut.

    Mittlerweile habe ich drei Westerngitarren und im Lauf der Zeit einige Saitensorten durchprobiert und habe meine Favoriten rausgearbeitet. Bronze 80/20 klingen mir zu blechern, deshalb präferiere ich Phosphor/Bronze-Saiten in der Stärke .012-.053. Klar, die brauchen anständigen Druck, um nicht zu schnarren. Dafür klingen sie aber auch sehr satt. Das Material Phosphor-Bronze klingt ab Tag 2 nach dem Aufziehen sehr glockig und rund. Die Oberwellen sind verhaltener als bei Bronze 80/20.

    Verschiedene Gitarren

    Taylor GS mini-e Koa plus

    In den letzten Monaten habe ich noch etwas anderes bemerkt. Nicht jede Saite klingt auf jeder Gitarre. Einige Gitarren verhalten sich wie Diven. Z.B. meine Taylor GS mini-e Koa plus. Die will partout d’Addario EJ16, ist aber auch mit Martin MEC12 „zufrieden“. Ich hatte mal Fender auf der kleinen Taylor probiert. Die „mochte“ sie nicht. Die vielgepriesenen Adamas-Saiten 1818 waren auf der GS mini überhaupt nicht zu ertragen.

    Taylor AD22e

    Die ist viel toleranter als meine Diva, die GS mini. Auf der klingen, Phosphor-Bronze immer vorausgesetzt, die d’Addario EJ16 perfekt. Die Martin MEC12 und Fender 60L sind auch okay. Die Adamas 1818 weniger gut.

    Martin GPCPA4

    Meine Lieblingsgitarre ist immer noch die Martin mit dem Grand Performance Korpus. Die ist von allen auch die gutmütigste und toleranteste. Bei den Adamas 1818 machte sie anfangs allerdings eine Ausnahme und klang auch so, dass ich sie nicht ganz so gern spielte. Ich ließ die Saiten drauf und spielte mehr mit den Taylors. Nach einigen Wochen fing die Martin an, schöner zu klingen. Jetzt nach gut drei Monaten klingt sie mit den Adamas richtig toll. Allerdings lassen die Basssaiten etwas Brillianz vermissen. Nur ordnungshalber erwähne ich, dass die Saiten, die auf den Taylors vielleicht einigermaßen klingen, auf der Martin super klingen.

    Fazit

    Klar, dass meine Eindrücke auf meinen persönlichen Präferenzen beruhen. Allerdings decken sie sich teilweise mit denen eines Freundes, der eine Lowden spielt. Er wollte unbedingt mal die Adamas 1818 probieren. Seitdem er sie aufgezogen hat, spielt er kaum noch. Es fehlt ihm ganz einfach mit diesen Saiten die Spielfreude. Auch seine Lowden „mag“ lieber die EJ16 von d’Addario oder Martin-Saiten MEC12.

    Tipp

    Wenn du deine Gitarre nicht mehr gern spielst, weil irgendwas am Klang fehlt, probier mal neue Saiten. Nimm keine Billigheimer zu 3€ sondern eine Sorte von Martin, d’Addario, Fender. Wenn es beschichtete sein sollen, die 2-3x so lange halten wie unbeschichtete, empfehle ich Elixir. Und immer Phosphor-Bronze. Keine dünnen Schlabberdrähte, sondern was Solides! .012-.053 zu spielen braucht keinen Bodybuilder Kurs, sondern nur etwas mehr Übung. Die Kraft entwickelst du – buchstäblich – im Spiel.

    Da ich zu fast 100% auf die akustische, und da die Westerngitarre fixiert bin, kann ich zu Saiten für die E-Gitarre oder Konzertgitarre fast nichts sagen.

    Update

    Test mit neuer Gitarre

    Heute bekam ich eine (fast) neue Gitarre, eine Martin 000-15SM. Vollmassiv mit Mahagoni-Korpus und Mahagoni-Decke. Die Saiten waren wohl ein Jahr alt, so alt wie die Gitarre laut Seriennummer. Aufgrund des Schwingungsverhaltens von Mahagoni gegenüber Fichte habe ich mich entschlossen, die inzwischen in Verruf geratenen Adamas Saiten aufzuziehen. Nach den Erfahrungen mit der anderen Martin hatte ich Bedenken. Aber da die Adamas schon mal hier herumlagen, dachte ich mir, es kann nichts schiefgehen.

    Ergebnis: Fantastisch! Nichts ging schief. Die Adamas klingen sogar unmittelbar nach dem Aufziehen rund und glockig.

    So kann ich das Mysterium, zumindest für mich, aufklären, dass ich für eine höhenreiche Fichten- oder gar Adirondack-Fichtendecke die Adamas 1818 Saiten nicht mehr verwenden werde. Für eine Mahagoni-Decke sehr wohl.

    Übrigens werde ich mich von den Taylor-Gitarren trennen. Nicht weil sie schlecht sind. Ich bin seit 25 Jahren begeistert von der Martin, und der Ausflug zu Taylor war schön, ist aber für mich beendet. Ich habe, wenn die Taylor ihren neuen Besitzer haben, nur noch zwei statt drei Gitarren.

  • Gitarre spielen ohne Fingernägel?

    Gitarre spielen ohne Fingernägel?

    Seit 1974 spiele ich Gitarre. Meine erste Gitarre war eine Eko Ranger VI, eine günstige, wenn nicht sogar billige italienische Gitarre in Dreadnought Größe. Unser Sohn Michael hat die jetzt in Hannover stehen und spielt sie noch ab und zu. 1998 ergatterte ich eine günstige Martin DM, die ich vor vier Jahren verkaufte. Da fing ich nämlich an, intensiv Finger-Style zu spielen. Seit dem ich Gitarre spiele, picke ich die Saiten immer mal wieder mit den Nägeln der rechten Hand. Peinlich nur, wenn beim handwerklichen Arbeiten ein Nagel gebrochen ist. Okay, da ich keine öffentlichen Konzerte gebe, ist das kein großes Unglück. Aber nerven tut es doch. Und eine zeitlang hatte ich die Nägel schon ziemlich lang. Das war dann beim Pianospiel oder Tippen auf der Computertastatur hinderlich. Links waren die Nägel sowieso permanent fast auf Null runtergeschnitten. Sonst kann ich die Saiten nicht greifen. Links kurz, rechts lang. Mancher erkennt daran den geneigten Gitarristen. 😉

    Da die rechten Nägel gelegentlich nervten, interessierte ich mich für Alternativen. Es gibt diverse Fingerpicks im Handel. Die probierte ich, verwarf sie doch schnell wieder, weil es leicht war, sie einfach wieder abzunehmen und wieder wie gewohnt zu spielen. Die besten waren die Atlas-Picks, für die man an der Zupfhand etwas längere Nägel braucht, weil die natürlichen Nägel die Atlas-Pick hielten. Ich will nicht näher drauf eingehen, weil ich auch die für immer verworfen habe. Sonst hätte ich Bilder hinzugefügt.

    Neugierig wurde ich, als ich verschiedene Gitarristen sah und hörte, die Finger-Style mit den Fingerkuppen spielen. Z.B. Adam Rafferty. Der erzählte in einem Interview, dass er öfter einen Nagelbruch kurz vor einem Konzert hatte. Da musste er natürlich eine Maniküre aufsuchen, die ihm mit einer Verlängerung des gebrochenen Nagels half. Irgendwann half er sich langfristig selbst und gewöhnte sich die Fingernägel ab. Es dauerte eine Weile, in der er nicht so sauber spielen konnte. Aber irgendwann stellte er seinen Stil auf die neue nagellose Technik um und hatte nie wieder Probleme.

    Warum erzähle ich das so ausführlich?

    Das Thema Fingernägel hat mich lange beschäftigt. Ich habe sie sukzessive auf eine kürzestmögliche Länge runtergefeilt. Bei gut 1mm überm Nagelbettrand hörte die Kontrolle auf. Ich war überrascht, wie schnell ich mich an die kurzen Nägel gewöhnt hatte. Auch war so das Schreiben mit der Tastatur und das Piano Spielen viel angenehmer.

    Dennoch fragte ich mich, ob ich es nicht doch mit blanken Fingerkuppen schaffen könnte, wirklich gut Finger-Style zu spielen. Ein weiterer Gitarrist fiel mir auf. David Munyon. Er spielte offenbar auch mit den Fingerkuppen. Mein Mut wuchs. Und Ende Januar packte es mich. Ich klippte die Nägel bis auf den Nagelbettrand runter.

    Der erste Versuch, mit den Fingerkuppen zu zupfen, ließ mich entsetzen. Es ging fast gar nichts. Ich bereute meinen mutigen Schritt wieder. Das kommunizierte ich auch in einem Musikerforum. Einige Gitarristen aus dem Forum machten mir Mut, viel Geduld aufzubringen. Sie hätten es auch geschafft.

    So machte ich weiter und bemühte die Kuppen. Es war wie Achterbahn. Mal ging es gut, mal weniger. Vor allem konnte ich manche Stücke fast gar nicht mehr spielen. So ließ ich die Nägel wieder wachsen.

    Da ich das ganze Experiment im Musiker-Board diskutiert hatte, habe ich heute, sechs Wochen nach Beginn dort als für beendet erklärt.