Impfung im Oberarm

Impfprämie? Ja!… aber …

das ist für mich ein Reizthema, zu dem ich erstmal etwas ausholen möchte.

Von Anfang der möglichen Impfangebote an kämpfte ich um einen frühen Termin für mich und meine Frau. Klar, dass ich mich impfen lasse, wenn das möglich ist! Ich möchte doch leben! Richtig leben und mich nicht wochen-, monatelang oder künftig permanent mit dem Damoklesschwert einer schweren Infektion mit Covid-19 durch die Öffentlichkeit bewegen. Von Long-Covid Symptomen hatte ich genug gelesen.

Wie schnell man sich auch nach größter Vorsicht infizieren kann, wusste ich von einem befreundeten Ehepaar. Die Frau infizierte sich quasi en passant bei einer Freundin, die negativ getestet war. Sie steckte ihren Mann an, der kurz nach der Einweisung vom Flensburger Krankenhaus ins Kieler Universitätsklinikum geflogen wurde. Dort konnte er nach wenigen Wochen aus der Intensivstation entlassen werden. Und das mit über 80 Jahren und mehreren schweren Vorerkrankungen! Ich habe ihm fast keine Chance mehr gegeben. Aber glücklicherweise konnte die künstliche Beatmung trotz Einwilligung noch vermieden werden. Er hat es schadlos überlebt, muss aber trotzdem noch trainieren, um wieder zu alten Kräften zurückzufinden.

Solche Berichte sind eigentlich hinlänglich aus aller Welt bekannt, wie auch zahllose Berichte von Familien, die mehrere liebe Angehörige durch Covid-19 verloren haben.

Von daher ist es – jedenfalls für mich – vollkommen unverständlich, wenn Impfangebote von vielen Impfgegnern nicht wahrgenommen werden. Von begründeten Gegenanzeigen rede ich jetzt nicht.

Um auf den Anfang meines Artikels zurückzukommen. Wir hatten uns frühzeitig wie möglich über die Website des Impfzentrums angemeldet, uns darüberhinaus beim Hausarzt vormerken lassen, nochmals mit einer Bescheinigung, dass meine Frau im Einzelhandel doch recht exponiert mit viel Publikumsverkehr konfrontiert wäre, nachgehakt. Zusätzlich registrierte ich uns auf einer Website, die freigewordene Impftermine kurzfristig mitteilen wollte. Wir hätten uns die zusätzlichen Mühen und Aufregungen sparen können. Denn nach mehreren Monaten kamen schriftliche Einladungen aus dem Impfzentrum, bei dem wir beide gleichzeitig unsere erste Impfung und nach 5 Wochen die zweite abholen könnten. Seit Anfang August freuen wir uns über den so genannten Vollschutz, verhalten uns aber immer noch coronaconform. Da die deutsch-dänische Grenze wenige hundert Meter von uns entfernt ist, dürfte unsere Freude für die meisten Kenner verständlich sein.

Nun komme ich nach dem Ausholen zu meine Themafrage: Impfprämie – ja oder nein?

Diese Frage wurde schon öfter diskutiert. Sogar die berüchtigte Bratwurst wurde in den Ring geworfen. Einem Kopf, der solche brillanten Ideen entwirft, kann man nur von Herzen beglückwünschen. Dazu ist ein IQ immerhin deutlich höher als Zimmertemperatur nötig, und den muss die Welt erst mal sehen! Inzwischen hat man aber wohl erkannt, das man mit einer Bratwurst keine Wurst vom Teller ziehen kann (sorry, aber doofe Ideen provozieren ebensolche Wortspiele) und, wie immer, nur Bares Wahres ist, kommt man auf den noch tolleren Einfall, den Impfling nach erfolgter Impfung mit ebenjenem Wahren, nämlich dem Baren die Impfung zu versüßen. Das nennt sich dann Impfprämie. Ob das nun das Busgeld ausgleicht oder einen Heiermann, 10€, 23,4€, 50€ oder mehr ausmacht, wurde so klar noch nicht kommuniziert. Den Finanz“versuchskaninchen“minister *) Olaf S. dürfte die Angelegenheit also nur perifer tangieren.

Die Idee ist wirklich brillant! So, dass sogar ich darauf mit Begeisterung reagiere. Klar, ich bin FÜR die Impfprämie. Aber nur unter einer Bedingung: Die kriegen alle Geimpften und Geimpftinnen und nicht nur die, die sich bisher geweigert haben.

Da ich mich mit der Juristerei im allgemeinen und mit dem Verfassungsrecht im Besonderen zu wenig auskenne – ich habe das Jurastudium nicht nur abgebrochen, sondern sogar gar nicht erst begonnen – kann ich meine Bedenken, dass es so gar nicht beschlussfähig werden könnte, nicht begründen. Aber ich denke, über die Ecken, Kanten, Pros&Cons und, wenn ja, warum nicht?, müsste die Politik so ein, zwei Legislaturperioden diskutieren.

Ergo: Auch wenn ich mit der Kirche nicht viel am Hut habe, sollte man sie im Dorf lassen.

In diesem Sinne:
Prost! Austrinken!

Anmerkung:
Ein Wort zum Thema Versuchskaninchen-Affäre: Über die Entrüstung über des Ministers „grobe verbale Entgleisung“ kann ich nur lächeln bzw. den Kopf schütteln. Nicht weil ich dessen Partei wähle. Ich wähle keine politische Partei, wie man meinem Blog-Kontext entnehmen kann. Aber sich über „Versuchskaninchen“ aufzuregen, finde ich wenig zielführend. Aber das ist ein extra-Thema wert. Irgendwann mal.


Kommentare

6 Antworten zu „Impfprämie? Ja!… aber …“

  1. Moin, ein wunderbarer Essay! Ich möchte noch ergänzend hinzufügen, dass die Impfprämie in Goldnuggets bzw. in Bitcoins auszuzahlen wäre?
    Herzlicher Gruß! Denn noch sind wir – oder besser formuliert: dennoch sind wir!
    Hartmut T. Reliwette

    1. Danke Reli, schöner Nachsatz. Bitcoin wäre wünschenswert, ist allerdings Neuland für unsere Regierung.

      1. Hallöchen, sollte eigentlich ein bissiger Scherz werden. Im Sinne von: da ist ein Staat um die Gesundheit seiner Bürger besorgt und jene hartnäckigen Verweigerer sollen dann auch noch Bitcoins geschenkt bekommen, damit sie sich impfen lassen! Die Schildbürger leben nicht nur in Schilda…
        Grüße vom alten Kunstmeister

        1. Gut gebrüllt, Löwe! 😉

  2. Wenn man das liest und aufmerksam die Nachrichten in Europa verfolgt (nicht nur in Deutschland!), dann sollte sich der/die aufmerksame Leser/Leserin doch einmal ernsthaft fragen, was die ganze Diskussion über Impfen, nicht impfen, eventuell doch impfen und wenn ja, dann nur mit Bier und Weißwurst usw. im Endeffekt bringt! Diejenigen, die auf den Intensiv-Stationen der Krankenhäuser liegen, sind zu über 90% die Verweigerer und/oder Impfgegner.

    Nicht wenige davon, haben das Krankenhaus mit den Füßen voran verlassen! Zugegeben, ich war auch skeptisch; vor allem aus Angst vor den Nebenwirkungen. Ich habe mir 3x eine Grippespritze geben lassen und hatte 3x über 40° C Fieber und das ganze Paket an Nebenwirkungen. So hatte ich ziemlich Angst.

    Mein Hausarzt meinte, ich solle mich trotzdem impfen lassen, weil meine Frau Risikopatientin ist (Asthma). Ich habe mich deswegen – trotz Angst – impfen lassen. Nebenwirkungen? Müde, leichte Gliederschmerzen, Kopfschmerzen. Aber, ich habe es wegen meiner Frau getan und eigentlich bin ich froh, dass ich (wir uns) habe(n) impfen lassen.

    Und wenn die dritte Impfung kommt, werde ich mich wieder impfen lassen.

    Ein Tipp am Schluss: nicht gegen alles meckern und querdenken, sondern mit seinem Arzt reden oder mit einer anderen Fachperson. Oder mal ins KH auf die Intensivstation gehen und dort schauen, wie die Ungeimpften/Ungeimpftinnen dort mit dem Leben kämpfen oder es sogar verlieren!

    1. Reaktionen treten bei den meisten Impfungen, besonders bei den Vaccinen gegen COVID-19 auf. COVID ist ja auch ein Hammer. Bei sowas muss es auch mal über Vitamin C hinausgehen.

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